Thomas Gast vermittelt Einblicke in das unverfälschte Legionsleben. Es gibt keine Erfahrung aus zweiter Hand, und so erhaschen wir interessierte Leser (mit oder ohne entsprechende militärische Vorbildung) bestenfalls prägnante Annäherungen an einen Typus von Soldat, welcher in der heutigen krisengebeutelten Welt seinesgleichen sucht. Ohne selbst diesen Dienst geleistet zu haben wird naturgemäß eine ehrfürchtige Distanz zwischen Leser und Autor bleiben. Endlose Ausbildungszyklen formen einen hoch spezialisierten Profi dessen Überlebenschancen trotz zahlreicher Einsätze in den heißesten Brennpunkten der Erde höher scheinen als die, anderer Armeen. Eindringlich und mit minutiösem Detailwissen ausgestattet schildert Thomas Gast seine 17-jährige Dienstzeit in der Fremdenlegion. Er berichtet nüchtern, abgeklärt, ohne die meist üblichen Glorifizierungen und Mythenbildungen, aber stets voller Stolz auf das Erreichte und mit gebührender Dankbarkeit an die grande famille de la Légion, ohne sich je mit fremden Federn zu schmücken. Es sind die knappen, leisen und beinahe versteckten Randnotizen, die unter die Haut gehen. In Guyana wurde der junge Legionär "sehniger" (unaussprechliche Strapazen kann man nicht in Worte fassen). Fast beiläufig verzeichnet er einen Hauch von Verweichlichung und Rückgang in der traditionellen Härte, als mehr und mehr Freiwillige aus Osteuropa in die Legion drängen und die über Jahrzehnte gewachsene Atmosphäre von Abenteuerlust und (man verzeihe mir den Begriff) Landsknechtsromantik ignorieren, ja den echten Geist der Legion nicht mehr so recht atmen, obgleich im Fazit die Schlagkraft und Einsatzbereitschaft dieser Eliteeinheit keinen Schaden nehmen. Generationenwechsel finden nun einmal überall statt und die Legion ist beileibe keine Ausnahme. Die Seele des Legionärslebens mag eine gewisse Konstante darstellen, jedoch lässt sich der Dienst/Einsatz eines Ingo Bude (CPL 1959-1971) nicht eins zu eins mit dem eines 2011 irgendwo in Afrika kämpfenden Angehörigen der Fremdenlegion vergleichen. Und Thomas Gast versucht dies auch gar nicht erst. Erst gegen Ende des Buches erkennt der Leser, dass der Autor immens viel Glück hatte (und dies mehr als einmal), viele Kameraden und Wegstreiter hingegen ihr Leben gelassen haben. Diese Feststellung bedarf keiner sensationsheischenden Beschreibungen. Thomas Gast weiß das und umso härter trifft diese Erkenntnis beim Leser auf. Ein durch und durch gelungener Lebensbericht eines sympathischen Veteranen; sympathisch, weil das Menschliche stets aus den Zeilen spricht, mit allen Fehlern und Verfehlungen, „toutes les folies“ und was uns alle sonst noch ausmacht. Hier schafft es der Autor, die Distanz zum Leser deutlich zu überbrücken. Um mit den Worten von Henry David Thoreau zu sprechen: "Ich zog in die Wälder, weil ich bewusst leben, mich nur mit den wesentlichen Dingen des Lebens auseinandersetzen und zusehen wollte, ob ich das nicht lernen konnte, was es mich zu lehren hatte, um nicht auf dem Sterbebett einsehen zu müssen, dass ich nicht gelebt hatte. Ich wollte nicht das leben, was kein Leben war, denn das Leben ist so kostbar, noch wollte ich Entsagen üben, wenn es nicht unumgänglich nötig war. Ich wollte tief leben, alles Mark des Lebens aussaugen und so standhaft und spartanisch leben, um alles, was nicht Leben war, davonzujagen." Von Robert Hrdina am 20. September 2011. (Erweiterte Ausgabe des viel gelesenen Erstlingswerks: Die Legion: Mit dem 2. Rep in den Krisenherden dieser Erde.)
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